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Kostbares Schweigen

Galerie mit Weitblick, Radebeul

Auch hier

Liegt manchmal Schnee

In der Luft. Hoch

Oben schreien Gänse

Sich nach Süden. Am

Boden aber harren

Halme im Winterlicht.

Unsere Hoffnung bezüglich der Finissage hatte sich erfüllt, am 5.September 2021 konnten wir das Leben, die Kunst, die Seele bei bestem Sommerwetter ein wenig feiern.


An der Laudatio von Thomas Gerlach darf ich Sie und Euch ein wenig teilhaben lassen:


... Es ist, als habe Oberon zum Tanz geladen. Mit leichter Hand führt Titania die Elfen herauf. Schon drehn sie sich, von den Klängen der Nacht verzaubert, im Reigen. Ihre wirbelnden Füße fahren zwischen die wogenden Gräser. Am Waldrand drüben stampft schon der Esel im Lichte des Vollmonds.

Das Bild atmet eine große Stille.

In der Stille kommt die Seele zu Besuch. Das ist nicht immer nur angenehm, deshalb ist auch die Welt so laut da draußen. Vielleicht will sie ja nur wahrgenommen werden, die Seele, wenn sie sich breitmacht ihn dir, wie sich nur ungebetene Gäste breit machen. Vielleicht will sie Fragen stellen, vielleicht will sie Antworten auf Fragen geben, die du so nie stellen würdest und um derentwillen du die Einsamkeit meidest. Ist sie aber da, die Einsamkeit, sei sie selbstgewählt oder verordnet, macht sie die Stille tiefer. In tiefer Stille kommt die Seele zu Besuch. Darin liegt vielleicht die größte Gefahr der vom Virus ausgelösten Irritationen.

Constanze Hohaus hat Pinsel und Farbe zur Hand, der Seele ein Willkommen zu bereiten. Die verborgene Poesie der Gräser mit ihren Linienbündeln und Lichthaufen hat etwas gleichermaßen Anregendes wie Beruhigendes für die Malerin. In ihren meditativen Bildern folgt sie deren Rhythmus und deren Klang. Mit kraftvollen Schwüngen denkt sie sich hinein in die Nestbündel und Liniengeflechte, in denen sie ein Gleichnis sieht für die Widerstandskräfte der Natur. Fragil und biegsam zugleich trotzdem die Gräser der Bedrängnis nach der alles, was besteht, […] wert [ist], daß es zugrunde geht.

Hebt die Malerin den Blick, gerät der Horizont ins Bild, die Welt der Berge oder das Panorama einer Stadt. Schon ergibt sich aus der Ferne und Nähe eine neue Spannung. In der Bewegung kommt die Ferne näher, zugleich entschwindet das eben noch Nahe. Auf der Gratwanderung zwischen Naturlogik und eigener seelischer Gestimmt stürzt sich die Malerin nach eigenen Worten immer aufs Neue in ein malerisches Abenteuer zwischen Harmonie und Überraschung.

Auch diese beiden bedingen einander: das Abenteuer braucht die Überraschung. Dauernde Harmonie führt in Einöden, auf windbewegte Wiesen zum Beispiel, wo Waldgrasgeflüster überm Rapsfeld stille Herrlichkeit atmet. Hier findet Constanze die Brüche im scheinbaren Gleichmaß. In den sonst unauffälligen, aber doch so mannigfaltigen Strukturen der Grasteppiche erahnt sie das gewaltige wirken der Ewigkeit.

So kehrt sie heim von ihren einsamen Wanderungen, beladen mit Skizzen voller Linienbündel, mit Augen voller Lichthaufen, und einer überbordenden Seele, die ihren Besuch nicht zu bereuen braucht.

Und dann greift sie in die Farben.

Waren es draußen die Augen, die den Stift führten, ist es im sicheren Atelier die Seele selbst, die das Bild in ihr entstehen läßt und dann Farbwahl wie Strichführung diktiert. So bieten die Gräser den Anlaß für innere Bilder, die vor allem das Leben der Malerin spiegeln.

Als in Dresden geborene Mutter vierer Töchter ist Constanze mit allen Facetten des Lebens vertraut. Es ist ein Irrglaube, es hätte hier kein Leben gegeben, nur weil das zweite deutsche Fernsehen nicht ins Elbtal reichte. Das Leben kennt keine Sendezeiten. Es geschieht in der Stille, denn da, wir wissen es, kommt die Seele zu Besuch. Und auf die kommt es letztlich wirklich an...

Das muss eins sehen wollen. Und wer es, wie die Malerin, sieht, wird beim Schauen nicht stehen bleiben.

Constanze hat einen Beruf gelernt, in dem sie mit ihrer Freude an Farben nicht viel anfangen konnte. Sie nennt die Maler Siegfried Sack und Siegfried Adam, die ihr die zur Kunst nötige Bildung ermöglichten. Als Mitglied im Künstlerbund ist sie seit Jahren als freie Malerin unterwegs.

Neben der Ölmalerei pflegt sie den Farbholzschnitt. Die im Holz gegebene Vorzeichnung kommt ihrer zarten, dem Natürlichen verbundenen Malweise sehr entgegen. Sie kann die gegebenen Formen an- und aufnehmen, ihren eigenen Formwillen darüber legen und so ein neues, überraschendes Anderes schaffen....